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Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine hochansteckende fieberhafte Viruserkrankung der Familie der Asfarviridae, für die alle Wild- und Hausschweinarten empfänglich sind. Gemäss der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) gehört sie zu den «übertragbaren, besonders schweren Erkrankungen mit sehr rascher und unabhängig von nationalen Grenzen fortschreitender Ausbreitung, mit gravierenden sozioökonomischen Konsequenzen oder solchen für die öffentliche Gesundheit sowie mit sehr grossen Auswirkungen auf den internationalen Handel mit Tieren und tierischen Produkten». Für den Menschen und andere Tierarten stellt sie jedoch keine Gefahr dar.

Ursprung und Verbreitung

Die ASP wurde erstmals zu Beginn des 20. Jahrhundert in Subsahara-Afrika festgestellt. 1957 brach sie dann in Europa aus, und zwar auf der Iberischen Halbinsel, wo man über 30 Jahre brauchte, um sie auszurotten. Kurze Zeit später gab es Krankheitsmeldungen auf Sardinien (Italien), wo die Seuche seither als endemisch gilt. Als Gründe, weshalb sich die Krankheit auf Sardinien festsetzen konnte, werden sozioökonomische Faktoren wie lokale und traditionelle landwirtschaftliche Praktiken (z. B. nicht registrierte naturnahe Schweinehaltungen) sowie die hohe Wildschweindichte genannt.

2007 wurde ein neuer Krankheitsherd in Georgien nachgewiesen, der wahrscheinlich über weggeworfene Speiseabfälle eines Schiffs eingeschleppt worden war. Von diesem neuen Herd aus breitete sich die ASP im Land aus und griff schliesslich auf Armenien, Aserbaidschan, Russland, Ukraine und Weissrussland über (vgl. Tabelle unten). Im Januar 2014 wurden zwei Wildscheine in Litauen positiv auf ASP getestet – damit gab es nach mehreren Jahrzehnten wieder einen neuen Ausbruch der Seuche in der Europäischen Union (EU). Seither breitet sich die ASP in Zentraleuropa aus und versetzt die Länder Europas in höchste Alarmbereitschaft. 

Zwar schreitet die Seuche normalerweise eher langsam voran, doch menschliche Tätigkeiten ermöglichen eine rasche Verbreitung. Ein Beispiel hierfür ist der Ausbruch in Tschechien 2017, als sich der nächstgelegene bekannte Krankheitsherd in Polen und der Ukraine in über 400 bzw. 500 Kilometern Entfernung befand. In den letzten Jahren werden regelmässig neue Fälle in Rumänien, Ungarn, Polen, Tschechien, dem Baltikum (Estland, Lettland und Litauen), der Ukraine und Moldawien gemeldet.

Die Ausbreitung der ASP in Europa seit 2007 kann auf der Website des Friedrich-Loeffler-Instituts verfolgt werden: 
www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest/karten-zur-afrikanischen-schweinepest

Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Europa oder in der Nähe Europas

JahrLänder
1957Portugal, Spanien*
1978Italien (Sardinien)
1978Malta*
1985Belgien*
1986Niederlande*
2007Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Iran
2008Russland
2013Weissrussland
2014Estland, Lettland, Litauen, Polen
2016Moldawien
2017Tschechien, Rumänien, Ukraine
2018Ungarn

*seither erfolgreich ausgerottet
Quelle: World Animal Health Information Database (WAHIS) und EU Animal Disease Notification System (ADNS)

Symptome und Übertragung

Die typischen Anzeichen der ASP gleichen jenen der Klassischen Schweinepest. Dazu gehören insbesondere Fieber, Zusammendrängen, Fressunlust, Tonusverlust, Schwäche, Bindehautentzündung, Verstopfung gefolgt von Durchfall sowie ein schwankender Gang. Ein paar Tage nach den ersten klinischen Symptomen können Blauverfärbungen an Ohren, Bauch und Extremitäten auftreten. Es gibt eine chronische und eine akute Verlaufsform. Bei letzterer kann die Sterberate bis zu 100 % betragen. 

Der häufigste Ansteckungsweg ist der direkte Kontakt zwischen gesunden und erkrankten Tieren oder Träger-Schweinen. Infizierte Tiere scheiden das Virus über Speichel, Nasensekret, Urin und Fäkalien aus. Die Tierseuche kann auch indirekt über Vektoren übertragen werden:

  • über das Fressen von Speiseabfällen, die nicht verarbeitetes verseuchtes Schweinefleisch, oder Verarbeitungsprodukte daraus enthalten;

  • über den Kontakt mit kontaminiertem Material wie infizierte Räumlichkeiten, Fahrzeuge, Kleider, Schuhe und andere Ausrüstungsgegenstände;

  • über Bisse infizierter Zecken. 

Da das Virus bei Wildschweinen auftritt, ist es schwierig, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten. Diese Tiere können auch als natürliches Erregerreservoir dienen, ohne klinische Symptome zu zeigen.Exkremente, Urin oder Nasensekrete von Wildschweinen können Boden oder Pflanzenmaterial verseuchen.So können beispielsweise Spaziergänger das Virus aus dem Wald in Schweinehaltungen einschleppen. Weitere wichtige potenzielle Vektoren für die Ausbreitung der Krankheit sind Ortswechsel von befallenen Tieren, verseuchte Schweineprodukte oder eine unsachgemässe Entsorgung von Schlachtkörpern.
 

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Die ASP, ein Damoklesschwert über unseren Schweinehaltungen?

Die potenziellen wirtschaftlichen Konsequenzen sind in Ländern, die tierische Produkte auf Schweinebasis exportieren, besonders gross. Die Bekämpfung und Kontrolle der Tierseuche erfolgt meist über die Schlachtung aller Schweine in den Befallsgebieten, die Entsorgung der Kadaver und Abfälle, die Desinfektion und die Kontrolle der Verschiebungen von Tieren der Schweinegattung sowie über epidemiologische Erhebungen.

Das Auftreten der ASP in Estland 2014 hatte einschneidende sozioökonomische Auswirkungen. Um die Seuche einzudämmen, wurden 2015 über 22 000 Schweine geschlachtet, was zu einem Preiszerfall beim Schweinefleisch führte. Man geht davon aus, dass seither mehr als ein Drittel der Schweinebetriebe ihre Tätigkeiten eingestellt haben. Auch ein Grossteil der «Hinterhof-Haltungen» (urbane Schweinehaltungen für den Eigenkonsum) musste aufgegeben werden.

Würde die ASP ihren Weg in die Schweiz finden, hätte dies nachhaltige Auswirkungen auf die Tiergesundheit und den Handel. Würde die Seuche hierzulande endemisch, würden sich die Bedingungen und Massnahmen in Schweinehaltungen drastisch verändern und die Wildschweinpopulationen würden stark beeinträchtigt. Vor diesem Hintergrund ist es unumgänglich, alle denkbaren Vorsorgemassnahmen zu treffen, um eine Einschleppung der ASP in die Schweiz zu verhindern. 

Ende März 2018 hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) die Vorsorgemassnahmen verschärft und zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) und anderen Fachleuten ein ASP-Früherkennungsprogramm für Wildschweine lanciert. Darin werden Jäger und Wildhüter aufgefordert, dem zuständigen kantonalen Veterinäramt alle tot aufgefundenen, aufgrund von Krankheit erlegten und verunfallten Wildschweine zu melden und die Kadaver untersuchen zu lassen. Ausserdem hat die EU einen grösseren Betrag für die Forschung nach ASP-Impfstoffen gesprochen, doch bisher gibt es keinen wirksamen Impfstoff.

Mehr Informationen über die Vorsorgemassnahmen finden Sie auf der Website des BLV: www.blv.admin.ch/blv/de/home/tiere/tierseuchen/uebersicht-seuchen/alle-tierseuchen/afrikanische-schweinepest-asp.html

Sabine Mukerji, BLW, Fachbereich Produktionssicherheit und Tierernährung, sabine.mukerji@blw.admin.ch

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