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Jährlich beschäftigen sich hunderte von Bauernfamilien mit dem Generationenwechsel auf ihrem Betrieb. Nicht immer ist die Hofnachfolge innerhalb der Familie möglich. Für viele Betriebsleitende ohne innerfamiliäre Nachfolge ist eine Auflösung ihres Hofs nur eine unbefriedigende Option. Gleichzeitig suchen viele junge Landwirte und Landwirtinnen ohne familieneigenen Hof oft jahrelang nach einem passenden Betrieb.

Im April 2014 lancierte die Kleinbauern-Vereinigung die Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe. Die Anlaufstelle vermittelt Hofsuchende an Betriebsleiter ohne Nachfolge und informiert beide Seiten über die nötigen Voraussetzungen.

Zahlen zum Thema

Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) ist jeder zweite Betriebsleitende 50jährig oder älter. Bei 35 % dieser Altersgruppe ist die interne Hofübernahme nicht wahrscheinlich und bei 21 % gar ungewiss. Bei 44 % wird die Möglichkeit einer familieninternen Übernahme als positiv eingestuft. Diese Anteile sind von 2010 bis 2016 konstant geblieben. 

An Hofsuchenden mangelt es nicht. Derzeit suchen über die Anlaufstelle gut 70 Parteien nach einem passenden Betrieb. Jährlich schliessen um die 1000 Landwirte und Landwirtinnen ihre Ausbildung mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis EFZ ab. Dazu kommen jährlich gegen 300 Absolventen des Nebenerwerbskurses sowie Hochschulabsolventen und Bäuerinnen mit Fachausweis (Statistik berufliche Grundbildungen, EFZ 2016).

Betriebsleiter als entscheidender Faktor

Die Hindernisse für ausserfamiliäre Hofübergaben sind ein komplexes Zusammenspiel aus sozialen, finanziellen und rechtlichen Fragen. Der Kleinbauern-Vereinigung ist es ein Anliegen, dass Betriebe – unabhängig ihrer Grösse – von Selbstbewirtschaftern weitergeführt werden können. Nur so bleibe eine grosse Vielfalt an Betrieben langfristig erhalten. Genau diese Vielfalt sei ein Qualitätsmerkmal und ein Erfolgsfaktor für die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft. Die Stärkung der innerfamiliären und auch ausserfamiliären Hofübergabe gegenüber einer Aufteilung der Höfe sei deshalb zentral. Ansätze hierfür sind eine konsequentere Umsetzung des Realteilungsverbots oder die finanzielle Unterstützung von Hofabgebenden, welche ihren Betrieb auch ausserfamiliär zu einem tragbaren Preis weitergeben. 

Engagement über die Sprachgrenzen hinweg

Dank der Unterstützung des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), der Fondation Sur-la-Croix sowie den Spenderinnen und Spendern der Kleinbauern-Vereinigung ist die Anlaufstelle seit Februar 2018 auch in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz verfügbar. Auf der neuen, dreisprachigen Website können sich Hofabgebende und Hofsuchende aus der ganzen Schweiz umfassend und in ihrer Muttersprache informieren und die Anlaufstelle kontaktieren. Das Angebot stösst auf breite Resonanz und zeigt auf, dass die Frage nach der Hofnachfolge in der ganzen Schweiz ein Thema ist; sei dies bei den flächenmässig grösseren Betrieben in der Romandie oder den Bergbetrieben in der italienischen Schweiz.

Für Hofsuchende bot die Anlaufstelle in Zusammenarbeit mit mehreren landwirtschaftlichen Schulen Anfang 2018 erstmals Kurse zum Thema «Hofkauf ausserhalb der Familie – Fokus Finanzierung» an. 

Eine frühe Auseinandersetzung ist bei Hofübergaben allgemein und bei ausserfamiliären Hofübergaben besonders wichtig. Die Beratung spielt eine zentrale Rolle. Ausserfamiliäre Hofübergaben verlangen von allen Beteiligten – auch von Schulen und Behörden – ein ausserordentliches Engagement.

Ermutigen und fördern

Ein wichtiger Teil neben der Vermittlungstätigkeit und Sensibilisierungsarbeit ist die Ermutigung und Unterstützung der jungen Bauern und Bäuerinnen sowie der abgebenden Generation. Deshalb hat die Anlaufstelle in Zusammenarbeit mit der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe, Demeter Schweiz und der Pemag Treuhand AG eine Broschüre für Betriebsleitende erstellt, die sich vertieft mit der ausserfamiliären Hofübergabe auseinandersetzen möchten. Die reich bebilderte Broschüre verschafft einen Überblick zu den Fragen, die sich auf dem Weg zu einer erfolgreichen ausserfamiliären Hofübergabe stellen. Sie kann online (https://www.hofübergabe.ch/wp-content/uploads/2018/02/fortl.-BroschuereHofabgebende_D_LOW_fortl.pdf) oder bei der Anlaufstelle bezogen werden. 

Auszug aus der Broschüre «Hofübergabe ausserhalb der Familie»

Hofübergabe in 5 Schritten
Die Hofübergabe ist ein Prozess. Zur Veranschaulichung kann dieser grob in fünf Schritte unterteilt werden. Dabei spielt die Beratung eine besonders wichtige Rolle.

  1. Wollen
    Eine ausserfamiliäre Übergabe setzt Offenheit voraus. Ein Betriebsleiterwechsel zieht immer Veränderungen auf dem Hof nach sich. Wichtig ist, dass die Entscheidung von der ganzen Familie getragen wird. Am Anfang des Übergabeprozesses steht der klare Wille der Hofabgebenden, ihr Lebenswerk weiterzugeben.


  2. Detaillierte Abklärungen
    Für eine Hofübergabe ausserhalb der Familie braucht es geklärte Rahmenbedingungen seitens der Abtretenden. Neben den Gesprächen mit der Familie muss entschieden werden, wo der künftige Wohnort sein soll. Es gilt Schätzungen in Auftrag zu geben und Abklärungen zu Steuern und Altersvorsorge zu machen. Beratung ist in diesem Schritt wichtig. Neben den sozialen und finanziellen Fragen müssen auch rechtliche Fragen geklärt werden. Schliesslich bestimmen die Hofabgebenden die passende Form der Übergabe (Verkauf, Verpachtung, Baurecht) und definieren die Erwartungen an ihre Nachfolge.


  3. Die passende Nachfolge 
    Sobald die ersten Entscheide getroffen sind, kann mit der Nachfolgesuche begonnen werden. Dies kann über Vermittlungsplattformen, Inserate oder den Bekanntenkreis geschehen. Wie die passende Nachfolge ausgewählt wird, ist individuell: Gespräche, Betriebskonzept und Finanzierungsplan der Hofsuchenden, gegenseitige Besuche, Ferienablösung sind mögliche Wege, um die passenden Hofnachfolger zu finden. Wichtig ist, dass die Chemie stimmt. Ebenso müssen die finanziellen Bedürfnisse der Abgebenden mit den Möglichkeiten der Übernehmenden in Übereinstimmung gebracht werden können.


  4. Vertragsausarbeitung 
    Die Begleitung beider Parteien durch erfahrene, spezialisierte Beratung ist sinnvoll. Weitere Abklärungen wie Erwerbsbewilligung, Pachtzinsgenehmigung gehören zu diesem Schritt. Sind nach der Verhandlung die Vorstellungen in Einklang gebracht, wird die Übergabe vertraglich abgeschlossen. 


  5. Die Übergabe
    Abschliessend ist es wichtig, die Zeit des Hofantritts gemeinsam zu besprechen. Wann werden die Tiere übernommen, wie wird die Werkstatt hinterlassen, welche Arbeiten werden zusammen erledigt? Es ist zentral, diese Übergangszeit gemeinsam zu planen und zu gestalten.

Wie finde ich die passende Nachfolge?
Junge Landwirte suchen meist jahrelang nach einem passenden Betrieb. Die Nachfrage übersteigt das Angebot an Höfen bei weitem. Hofsuchende sind ausgebildete Landwirtinnen und Bauern, die keinen Betrieb von ihren Eltern übernehmen können. Sei dies, weil die Eltern nicht Bauern waren oder weil ein Geschwister den Betrieb übernommen hat. Um die passenden Hofnachfolger zu finden, gibt es mehrere Wege:

  • Persönliches Netzwerk: Verwandte, Bekannte, Lehrlinge, Angestellte

  • Inserat aufgeben (evtl. unter Chiffre)

  • Nachfolge diskret über Vermittlungsstelle suchen: www.hofübergabe.chwww.hofnachfolge.ch

Literaturangabe: Broschüre «Hofübergabe ausserhalb der Familie» 2018. Herausgeber: Kleinbauern-Vereinigung, Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe, Demeter Schweiz und Pemag Treuhand AG

Séverine Curiger, Projektleiterin «Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergaben» der Kleinbauern-Vereinigung VKMB, s.curiger@kleinbauern.ch

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