Zurück

Das Programm für nachhaltige Ernährungssysteme wurde ab dem Jahr 2011 in einem gemeinsamen Prozess von FAO und UNEP entwickelt. Die Schweiz hat dies von Anfang an begleitet und aktiv unterstützt. Basierend auf diesen Vorarbeiten konnte im Oktober 2015 schliesslich ein globales Multi-Stakeholder Programm für nachhaltige Ernährungssysteme unter dem 10YFP  (engl. 10YFP Sustainable Food Systems Programme) lanciert werden.

Was ist ein nachhaltiges Ernährungssystem?

Das Programm für nachhaltige Ernährungssysteme basiert auf folgenden Definitionen des High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition (HLPE) des Welternährungskomitees (CFS):

«A food system gathers all the elements (environment, people, inputs, processes, infrastructures, institutions, etc.) and activities that relate to the production, processing, distribution, preparation and consumption of food and the outputs of these activities, including socio-economic and environmental outcomes».

«A sustainable food system (SFS) is a food system that delivers food security and nutrition for all in such a way that the economic, social and environmental bases to generate food security and nutrition for future generations are not compromised».

Das Programm hat zum Ziel, den Wandel hin zu nachhaltigeren Konsum- und Produktionsmustern entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu fördern. Dazu verfolgt es einen systemischen Ansatz, der auch darauf abzielt, die Akteure entlang der gesamten Nahrungsmittelkette mit einzubeziehen. Das Programm richtet sich dabei bewusst sowohl an Industrie- wie auch Entwicklungsländer. Bei der Umsetzung sollen spezifische nationale und regionale Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Das Programm für nachhaltige Ernährungssysteme verfolgt Aktivitäten in den Bereichen der Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Kompetenzaufbau (Capacity Building), der Verbreitung von Wissen und Information, sowie der Stärkung von Partnerschaften. Die thematischen Schwerpunkte des Programms beinhalten die Förderung nachhaltiger und ressourcenschonender Ernährung, die Reduktion von Nahrungsmittelabfällen (Food Waste) und die Stärkung der Resilienz in der Landwirtschaft.

Die Schweiz wurde am Kick-off-Anlass des 10YFP Sustainable Food Systems Programme im Oktober 2015 zusammen mit Südafrika, Hivos und dem WWF in die Co-Leitung des Programms gewählt. Dieses hat weiter einen Steuerungsauschuss («Multi-stakeholder Advisory Committee», kurz MAC), der aus 23 Ländern und Institutionen verschiedener Stakeholder-Gruppen besteht, wie z.B. Brasilien, Frankreich, USA, FAO, UNEP, Nestlé und Biovision. Zusätzlich konnten unterdessen ausserdem über 120 Organisationen weltweit als Implementierungspartner gewonnen werden, darunter aus der Schweiz: Agroscope, Ambrosus Technologies, ETH World Food System Center, FiBL, foodwaste.ch, Foodways Consulting, HAFL, Helvetas Swiss Intercooperation, Origin for Sustainability, Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Sustainable Food Systems GmbH, Universität Bern – Centre for Development and Environment, und ZHAW.

Das Programm bringt Akteure entlang der Wertschöpfungskette aus dem Privatsektor, der Forschung, internationalen Organisationen, NGOs und Regierungsorganisationen zusammen, damit diese Synergien bilden können, um den Wandel hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen zu beschleunigen.

Inzwischen werden im Rahmen des Programms über 40 Projekte umgesetzt. Verschiedene davon werden von der Schweiz finanziell unterstützt. Beispielsweise unterstützt das BLW eine von der FAO und UNEP gemeinsam geleitete Initiative, die zum Ziel hat, Länder dabei zu unterstützen, ihre Verpflichtung im Rahmen der Agenda 2030 zur Reduzierung von Nahrungsmittelverlusten und -abfällen zu erreichen. Konkret wird eine einheitliche Methodologie zur Messung von Nahrungsmittelabfällen entwickelt und eine globale Wissensplattform aufgebaut, gekoppelt mit Kapazitätenförderungsaktivitäten und Sensibilisierungskampagnen. Ein von der DEZA finanziertes Projekt zur Verminderung von Nahrungsmittelverlusten in Afrika südlich der Sahara, welches gemeinsam von FAO, IFAD und dem Welternährungsprogramm umgesetzt wird, wurde ebenfalls ins 10YFP Programm für Nachhaltige Ernährungssysteme aufgenommen und mit der erstgenannten FAO-UNEP Initiative zusammengeführt. So fördert das Programm auch die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen innerhalb des UNO-Systems. Das BLW unterstützt im Rahmen des Programms aber auch Projekte in der Schweiz, wie zum Beispiel «My Foodways» – eine Smartphone App, die es der Generation der Millennials einen nachhaltigeren Umgang von Lebensmitteln auf spielerische Weise schmackhaft machen soll.

MyFoodways: Rezepte, die in jeden Alltag passen

MyFoodways ist eine Smartphone App, die mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft entwickelt wurde, und als affiliertes Projekt des Programms für nachhaltige Ernährungssysteme zur Umsetzung nachhaltigerer Konsum- und Produktionsmuster in der Schweiz beiträgt. Die MyFoodways-App will es Menschen einfacher machen, schmackhaft zu kochen und dabei Food Waste zu vermeiden. Sie schlägt jeden Tag mehrere Rezepte vor, die ganz auf die individuellen Vorlieben und Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer zugeschnitten sind – oder sich nach dem richten, was sich noch im Kühlschrank befindet. Denn die App passt sich nicht nur individuellen Vorlieben an, sondern auch dem, was gerade noch vorrätig ist. Damit sorgen die Rezepte auch für weniger Lebensmittel im Müll. MyFoodways gibt ausserdem Tipps, wie man Lebensmittel am besten lagert und aus den Resten vom Vortag ein neues Gericht zaubert. Sie ist ein praktisches Instrument, das einem breiten Publikum den Zugang zu relevanten und gezielten Informationen für eine nachhaltigere Ernährung ermöglicht.

Die der App zu Grunde liegenden Standards für «Good Food» wurden gemeinsam mit Stakeholdern wie dem Bundesamt für Landwirtschaft, der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE, Biovision und der Universität Genf erarbeitet. An der Entwicklung der Rezepte beteiligten sich diverse Köche und Foodblogger.

Nebst diesen Projekten ist das BLW aber auch bereits aktiv involviert in den Vorbereitungen der zweiten Globalkonferenz des Sustainable Food Systems Programme, welche am 5. – 7. Februar 2019 in Costa Rica stattfinden wird unter dem Motto «Healthy Food for People and the Planet – together towards 2030». Weiter spielt das BLW eine aktive Rolle in der Erarbeitung eines Glossars von zentralen Konzepten und Begriffen im Bereich nachhaltige Ernährungssysteme. Dieses wird in einem partizipativen und konsultativen Prozess entwickelt der dazu dienen soll, das gemeinsame Verständnis der Akteure zu fördern.

Das Sustainable Food Systems Programme leistet somit einen direkten Beitrag zur Umsetzung der UNO-Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs), international wie auch national. Dazu gehören insbesondere SDG 2 zur Hungerbekämpfung und Förderung nachhaltiger Landwirtschaft und SDG 12 zur Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster, aber auch eine Reihe weiterer SDGs, die im Zusammenhang mit der Land- und Ernährungswirtschaft stehen.

Patrick Mink, BLW, Fachbereich Internationales, Nachhaltige Entwicklung, Ernährungssysteme, patrick.mink@blw.admin.ch
Michaël Sapin, BLW, Fachbereich Internationale Angelegenheiten und Ernährungssicherheit, michael.sapin@blw.admin.ch

Facebook Twitter