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Regionales Boden-Monitoring im Nationalen Forschungsprogramm Boden

Die landwirtschaftliche Nutzung der Böden beeinflusst deren Stoffkreisläufe und damit wichtige Funktionen des Bodens. Mit der Düngung werden dem Boden gezielt die Nährstoffmengen, welche die Kulturen dem Boden entziehen, wieder nachgeführt. Die Palette der Düngungsmittel ist hierbei vielfältig. Mit den Düngern gelangen nicht nur Nährstoffe in den Boden, sondern auch unerwünschte anorganische und organische Schadstoffe können in den Boden gelangen. Manche Phosphor-Mineraldünger weisen beispielsweise Verunreinigungen durch Uran (U) oder Cadmium (Cd) auf, Hofdünger können je nach landwirtschaftlichem Betriebstyp und eingesetzten Futtermitteln stark erhöhte Gehalte an Kupfer (Cu) und Zink (Zn) enthalten, aber auch Rückstände von Tierarzneimitteln. Überdüngte Böden als auch der Eintrag von Schadstoffen in Böden können sich negativ auf die Bodenqualität und das Leistungsvermögen der Böden (Bodenfunktionen) auswirken. Für eine nachhaltige landwirtschaftliche Bodennutzung sind deshalb möglichst ausgeglichene Stoffkreisläufe anzustreben in Verbindung mit Instrumenten, welche räumlich-zeitliche Informationen für die Erfolgskontrolle von Massnahmen liefern. Die Zwischenevaluation Umweltziele Landwirtschaft 2016 zeigte zum Beispiel deutlich Defizite und Handlungsfelder für weitere Massnahmen zu einer bodenschonenden Bodennutzung auf.

Im Nationalen Forschungsprogramm NFP68 «Ressource Boden» wurde ein regionales Boden-Monitoring-Tool für ausgeglichene Stoffkreisläufe auf landwirtschaftlich genutzten Böden entwickelt (Della Peruta und Keller, 2016). Im Zentrum stand die Frage, unter welchen Bedingungen in der Landwirtschaft sich im regionalen Kontext Nährstoffkreisläufe optimieren und Schadstoffeinträge in die Böden vermeiden lassen. Das regionale Monitoring-Instrument soll dazu dienen, für ausgewählte Regionen räumlich-zeitliche Aussagen zu erhöhten Stoffeinträgen in Böden treffen zu können. Der regionale Ansatz zur Stoffbilanzierung ergänzt die Suisse-Bilanz, die eine bewährte Methode für die Nährstoffbilanz auf Stufe Betrieb darstellt. Regionale Rahmenbedingungen und der Hofdüngerhandel können innerhalb einer Region mitberücksichtigt werden. Bei der Anwendung des Monitoring-Tools leiten sich eine Reihe von Handlungszielen ab: Wie lässt sich der Einsatz von Nährstoffen im regionalen Kontext optimieren? Wie lassen sich Schadstoffeinträge grossräumig verringern? Wie lassen sich Risiken für landwirtschaftlich genutzte Böden grossräumig erkennen? Wie beeinflusst die landwirtschaftliche Nutzung die Bodenfunktionen?

Regionale Phosphor-Modellierung

Das regionale Modell stützt sich primär auf Daten ab, die für die Schweiz verfügbar sind. Unter anderem sind dies georeferenzierte Daten aus Landwirtschaftszählungen, Landnutzungskarten, Fernerkundung, Grundlagen für die Düngung, Qualitätsuntesuchungen von Düngemitteln, Boden- und Klimadaten, sowie sozio-ökonomische Faktoren. Das regionale Modell wurde modular aufgebaut, es wurden Schnittstellen zu verschiedenen bestehenden Modellen implementiert: 

  1. das sozio-ökonomische Modell SWISSLand; 

  2. ein Landnutzungsmodell, welches die räumliche Verteilung der Landnutzung mit Hilfe von Fernerkundungsdaten berechnet; 

  3. ein Land Management Modell, welches die Düngungspraxis der Betriebe abbildet, sowie

  4. das Boden-Prozessmodell EPIC, welches die Bodeneigenschaften, Bodenprozesse mit der Bewirtschaftung und Nutzung der Böden verbindet.

Das Land Management Modell berücksichtigt für die Schweiz typische Kulturen, Düngungspraktiken und Betriebstypen basierend auf langjährigen Datenreihen. Im Ergebnis liefert das Land Management Model jährlich gemittelte Stoffbilanzen für die Einträge über Hof- und Mineraldünger und Austräge über das Erntegut (Oberflächenbilanzen). Das Modell liefert somit räumlich-zeitlich wichtige Kennwerte für regionale Stoffkreisläufe: Mengen an Nährstoffbedarf bzw -defizit, Mengen Mineraldünger, Hofdünger, Hofdüngerhandel, Tierzahlen und Erntemengen, sowie die Landnutzung. 

Es wurden die Ein- und Austräge von Nährstoffen (Stickstoff, Phosphor) und Spurenmetallen (Kupfer, Zink und Cadmium) für die Böden von zwei Studienregionen in den Kantonen Zürich (71 km2 mit 41 km2 Landwirtschaftsland) und Bern (rund 300 km2 mit 158 km2 Landwirtschaftsland) für die Jahre 2000 bis 2015 pro Jahr berechnet, und die Nähr- und Schadstoffbilanzen in räumlich expliziten Karten abgebildet. Das Fallstudiengebiet ZH umfasste 250 landwirtschaftliche Betriebe (mehrheitlich Milchviehbetriebe und kombinierte Betriebe), dasjenige von BE 1070 Betriebe (kombinierte Betriebe, Ackerbau). Beide Regionen wiesen eine mittlere Tierdichte von 1,1 – 1,2 GVE/ha auf. 

Mit Hilfe der Fernerkundung wurden LANDSAT 8 Bilder prozessiert und klassifiziert, und die Acker- und Graslandnutzung mit einer räumlichen Auflösung von 30 m x 30 m für die Fallstudiengebiete segmentiert. Die Stoffkreisläufe für jeden landwirtschaftlichen Betrieb werden in einem ersten Schritt auf Basis der vorhandenen Kulturen, Betriebstyp und Tierhaltung Stoffbilanzen berechnet, und in einem zweiten Schritt werden im regionalen Kontext mögliche Optionen für einen Handel von Hofdünger zwischen Betrieben betrachtet. Der Nährstoffbedarf für die Kulturen der Betriebe wird nach Intensität des Betriebs und Düngungsintensität der Kultur differenziert. 

Beide Fallstudiengebiete zeigten ein räumlich sehr differenziertes Muster für Böden mit Nährstoffdefiziten und -überschüssen. Mit dem regionalen Instrument wurden die kritischen Gebiete identifiziert, welche ein Risiko zur Anreicherung von Nährstoffen in Böden aufweisen. Rund 20 % der landwirtschafltichen Fläche wies im Fallstudiengebiet ZH einen Phosphorüberschuss von > 20 kg P pro Hektare und Jahr auf, jedoch etwa die Hälfte einen Stickstoffüberschuss von > 40 kg N pro Hektare und Jahr. Für das Fallstudiengebiet BE wurden ähnliche Verhältnisse berechnet. Je nach Betriebstyp und Landnutzung (Acker, Grasland) waren beispielsweise die Phosphoreinträge über Hofdünger räumlich sehr heterogen (vgl. nächste Abbildung). 
 

Zoom: ab18_umwelt_phosphor_datentabelle_grafik_p_eintraege_hofduenger_d.png


In der Summe wies das Fallstudiengebiet Bern-Lyss ausgeglichene oder sogar negative Phosphorbilanzen auf, d.h. es wurde weniger Phosphor mit Hof- oder Mineraldünger gedüngt als der Bedarf für die Kulturen. Die mit dem regionalen Modell erzeugten Karten für Nährstoffbilanzen ermöglichen somit das sehr heterogene Muster der Stoffbilanzen in der Schweizer Landwirtschaft zu erkennen (vgl. nächste Abbildung). Hierdurch können gezielt Massnahmen zur Reduktion oder Optimierung von Stoffströmen für regionale Gebiete abgeleitet werden.
 

Zoom: ab18_umwelt_phosphor_datentabelle_grafik_p_bilanz_d.png

Es werden in der Phosphorbilanz die Einträge über Hof- und Mineraldünger und Austräge über das Erntegut berücksichtigt.

Regionales Boden-Monitoring-Tool für nachhaltige Stoffkreisläufe auf landwirtschaftlich genutzten Böden

Mit dem Boden-Monitoring-Tool können regionalspezifische Lösungen aufgezeigt werden, wie beispielsweise das Potenzial einer Region mit einem optimierten Hofdüngerhandel lokale Nährstoffüberschüsse vermeiden oder Mineraldünger teilweise durch Hofdünger ersetzen zu können. Des Weiteren kann der Einsatz von P-Recyclingdünger auf regionale Nähr- und Schadstoffkreisläufe abgeschätzt oder die Auswirkung von mit Cadmium und Uran verunreinigtem P-Mineraldünger auf die Schadstoffeinträge berechnet werden. Liegen für eine Region zudem ausreichende Informationen zu den Nährstoffgehalten in Böden vor, kann anhand von Düngungsszenarien abgeschätzt werden, wie mit einer angepassten Düngungsplanung mittelfristig eine Senkung von Nährstoffüberschüssen erreicht werden kann. 

Das regionale Boden-Monitoring-Tool soll in der Praxis als Entscheidungshilfe für eine nachhaltige Bodennutzung dienen. Es hilft, nicht nachhaltige Entwicklungen in einer Region frühzeitig zu erkennen und präventive Massnahmen zu planen. Eine Stärke des Modells besteht darin, dass es anhand von Szenarien geeignete Massnahmen auf regionaler Ebene aufzeigen kann, und dass es Indikatoren liefert, die eine Entscheidungsfindung im Sinne einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung erlauben.

 Literatur

Della Peruta und Keller, 2016. Assessing the risk of nutrient accumulation in agricultural soils using a regional modelling tool. BGS Bulletin, 37, 9 – 15.

Armin Keller, Agroscope
Michael Zimmermann, BLW, Fachbereich Agrarumweltsysteme und Nährstoffe, michael.zimmermann@blw.admin.ch

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