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Die Produktion von Gewürz- und Medizinalpflanzen ist ganz im Sinne der nachhaltigen Entwicklung. Diese grosse Produktionspalette ergänzt die traditionelle Landwirtschaft und ist eine Bereicherung für die landschaftliche Vielfalt. 1984 gründet eine Gruppe wagemutiger Menschen die Genossenschaft «Valplantes», ein Zusammenschluss von Produzenten von Gewürz- und Medizinalpflanzen im Biolandbau. Valplantes verfolgt klar definierte Ziele, um die Erhaltung der Berglandwirtschaft im Einklang mit der Natur und die Diversifizierung der Agrarproduktion zu fördern, und trägt damit zur Neuausrichtung und zum Wandel der Schweizer Landwirtschaft bei.

Zusammenarbeit mit Agroscope

Es findet eine enge Zusammenarbeit mit dem Agroscope-Forschungszentrum in Fougères und der Dienststelle für Landwirtschaft des Kantons Wallis statt. Das Kulturland befindet sich im Berggebiet und profitiert von einem dem Wachstum der Pflanzen besonders zuträglichen Klima mit viel Sonneneinstrahlung und grossen Temperaturunterschieden, die den Krankheits- und Schädlingsbefall einschränken, sowie einem Bewässerungssystem.

Hochkarätige Partner vertrauen auf Valplantes

Die Genossenschaft Valplantes beliefert hochkarätige Partner der Ernährungswirtschaft und des Grosshandels wie Ricola, Migros, Coop und Eremo, aber auch die DSM-Gruppe, die im Kosmetik-Bereich tätig ist, sowie lokale Kunden wie die Gewürzkräuter des Grand-St-Bernhard oder Pharmalp. Die Geschäftspolitik von Valplantes setzt auf langfristige Partnerschaften und Vertragsproduktion. Mit diesem Vorgehen kann den Mitgliedern die Abnahme ihrer Produktion und Preisstabilität garantiert werden.

Gewürz- und Medizinalpflanzen gehören zu den letzten Spezialkulturen, die im Berggebiet anzutreffen sind. Sie sind eine interessante Einkommensquelle für Betriebe, die ihre Tätigkeiten diversifizieren und intensivieren möchten. Die Produzenten bauen mit viel Sorgfalt auf rund vierzig Hektar mehr als dreissig Pflanzenarten an, darunter viele einheimische. Die Produktion wird auf knapp 1000 Tonnen Frischpflanzen geschätzt; dies entspricht einem Jahresvolumen von 150 Tonnen in den Anlagen von Valplantes getrockneten Pflanzen.
 

Zoom: ab18_cooperative_valplantes_pflanzenfeld.jpg

Gewürzpflanzen

Über vierzig Produzenten beliefern die Genossenschaft

Valplantes zählt heute zwanzig Mitglieder, die meisten hauptberufliche Landwirte, die oft einen Grossteil ihres landwirtschaftlichen Einkommens mit dem Anbau der Pflanzen generieren. Rund zwanzig weitere Produzenten sind zwar nicht Mitglieder, liefern ihre Produktion jedoch unter Vertrag. Die Genossenschaft vermarktet, trocknet, verpackt und verarbeitet die Pflanzen. Ausserdem organisiert sie die Produktion von Jungpflanzen für den Anbau von Kulturen und den Sammelkauf von Inputs. Damit kleine und grosse Produzenten gleichermassen Zugang zur Mechanisierung haben, wird ein Fuhrpark an für diesen Tätigkeitsbereich spezifischen Landmaschinen zur Miete bereitgestellt.

Ein Neubau sichert das langfristige Bestehen der Genossenschaft

Das Verbringen der Pflanzen in Trocknungsanlagen ist für Produzenten und Angestellte ein beschwerliches Unterfangen, das die Zukunft ihrer Tätigkeit infrage stellt. Der Bau einer neuen Anlage bot Valplantes die Möglichkeit, sich Gendanken zum gesamten Warenfluss und zur Rationalisierung der Arbeit zu machen.

2014 reichte die Genossenschaft beim kantonalen Amt für Strukturverbesserungen ein Gesuch ein, um eine Produktionsstätte im Zentralwallis zu errichten. Damit wollte man den Bedürfnissen der Zentralwalliser Produzenten nachkommen und gleichzeitig die neuen Standards der Lebensmittelindustrie erfüllen. Das Projekt umfasste den Bau einer neuen Trocknungsanlage mit den folgenden Elementen:

  • eine Reihe von automatisierten Prozessen mit einem Annahmetrog, einem Entsteinungssystem, dem Schnitt der Frischpflanzen, einem Transfersystem zu den Trocknungszellen (Förderband), acht Trocknungszellen, einem Krümler, einem Transfersystem zur Verpackungszone, einer Ballenpresse und Schalttafeln.

  • ein Umluft-Trocknungssystem mit Luftzufuhrkanälen, Monoblock-Entlüftern (Luftfilter, Belüfter, Wärmetauscher), Wärmepumpen (Wasser/Wasser) und einem Wärmeaustauscher (Wasser/Luft), einer Warmwasser-Reserve, Zirkulationspumpen inklusive Leitungen und Schalttafeln.

Ein langer Weg für die Pflanzen in einem vollständig automatisierten Prozess

Die grösste Herausforderung bei diesen Anlagen besteht in der Dosierung der Pflanzen zu Beginn des Prozesses. Die Annahme der Pflanzen erfolgt in einem Trog mit einem Fassungsvermögen von 10 m3, und die Dosierung der Pflanzen wird von einer Reihe von Haspeln und Krallen vorgenommen, die den Pflanzenhaufen entwirren.

Die dosierten Pflanzen fallen schliesslich auf ein geneigtes Entsteinungsband besonderer Machart, auf dem die Steine rollen und die Pflanzen liegenbleiben, um sie bis über den Frischpflanzenschneider zu transportieren. Ein teilweise teleskopisches Laufband-System bringt die Pflanzen zu den Trocknungszellen. Ein weiteres Laufband mit einem beweglichen Abstreifer sorgt dafür, dass die Pflanzen regelmässig in Schichten in die Zellen fallen, um eine homogene Füllung zu gewährleisten.
 

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Maschinenerweiterung für die Pufferung und Verpackung


Die Trocknungszellen sind mit perforierten Laufbändern versehen, die als Boden dienen und die warme Luft zirkulieren lassen. Die automatische Leerung der Zellen geschieht mittels Rotation des Bandes. Über Achsen werden die Pflanzenmassen, die bereits trocken sind oder noch trocknen, zerkrümelt und fallen auf ein Laufband. Dieses transportiert sie zu einer anderen Zelle, wo sie durchmischt und homogenisiert werden, oder zu der Verpackungspresse. Die Anlage läuft vollautomatisch.

Die Trocknung der Pflanzen als Herzstück des Qualitätsprozesses

Die Trocknung ist bei Gewürz- und Medizinalpflanzen der wichtigste Verarbeitungsschritt. Hierbei dürfen die Eigenschaften der Pflanzen nicht beeinträchtigt werden, namentlich hinsichtlich der ätherischen Öle und anderen Inhaltsstoffe, und gleichzeitig muss eine einwandfreie mikrobiologische Qualität gewährleistet sein. Die Herausforderung bei der Trocknung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Beschaffenheit und Menge der verwendeten Luft zu finden und diese im Laufe der Trocknung je nach Permeabilität der Masse, die getrocknet werden soll, zu variieren (Rückgang von Volumen und Gewicht aufgrund des Wasserverlusts).

Die Überlegungen und Versuche haben gezeigt, dass es möglich ist, die Pflanzen ohne Entwässerungssystem optimal zu trocknen – dank der Klimaverhältnisse im Wallis. Damit können je nach Aussenklima Energieeinsparungen von mehr als 50 Prozent erzielt werden. Daher wurden die meisten Entwässerungsmodule in Wärmepumpen umgewandelt.

Investition in eine neue Verarbeitungslinie

Angesichts der Entwicklung der Tätigkeiten von Valplantes und der Schwierigkeiten mit dem damaligen Leistungserbringer (Preiserhöhung, lange Fristen, hohe Schnittverluste usw.) setzten die Mitglieder der Genossenschaft auf den Kauf einer zusätzlichen Verarbeitungslinie. Damit können sie die Kundschaft besser bedienen, schneller auf Marktanforderungen reagieren und insbesondere die Wertschöpfung der Produkte erhöhen.

Gregory Borgeat, Amt für Strukturverbesserungen, Sitten gregory.borgeat@admin.vs.ch

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