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Einleitung

In der Botschaft zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik 2014 – 2017 wird in den zunehmend liberalisierten und volatilen Lebensmittelmärkten die Bedeutung der Sicherstellung einer angemessenen Transparenz aus unabhängiger Warte hervorgestrichen. Das BLW führt seit Jahren ein Monitoring in den bedeutenden Agrarmärkten auf verschiedenen Handelsstufen durch. Der Fachbereich Marktanalysen des BLW als ausführende Stelle stützt sich dabei auf die gesetzliche Grundlage, welche in Artikel 27 Absatz des 1 LwG festgelegt ist. Insbesondere Preisentwicklungen in den Bereichen Fleisch, Milch, Eier, Ackerbauprodukte, Früchte und Gemüse stehen laufend im Fokus und werden in diesem Beitrag vertieft betrachtet.

In den nachfolgenden Abschnitten werden die Preisentwicklungen auf den Handelsstufen «Produktion», «Grosshandel für den Gastronomiekanal» sowie «Detailhandel» bzw. «Konsum» dargestellt. Zudem werden z. T. die Preisentwicklungen von Bio und Nicht-bio-Produkten behandelt. Es ist zu beachten, dass Vergleiche von Preisen und deren Entwicklung zwischen verschiedenen Produktgruppen und Handelsstufen durch die heterogene Preisdefinition auf den verschiedenen Stufen (z. B. unterschiedliche Label-Zusammensetzung oder Verarbeitungsgrad) erschwert werden.

Produzentenpreise

In der Milchproduktion war das Jahr 2017 geprägt vom Anstieg des Milchpreises. Der Produzentenpreis für Milch erhöhte sich im Vorjahresvergleich um durchschnittlich 2,8 % auf 62.36 Rp./kg und verfolgte damit denselben Trend, den man auch im Ausland beobachtete. Der Vergleich zwischen 2009/11 und 2015/17 ergibt jedoch einen Rückgang um 4,4 %. Im gleichen Zeitraum sank der Preis für Molkereimilch weniger stark (-3,6 %) und die Bio-Milch wurde teurer (+2,8 %). Der Rückgang der Milchpreise hat verschiedene Hintergründe, namentlich die Preisentwicklung auf den Weltmärken (weitere Informationen siehe Bericht «Perspektiven im Milchmarkt»).

Auf dem Schlachtviehmarkt wurden im Jahr 2017 insbesondere beim Rindvieh und dem Bio-Fleischmarkt stabile Preise auf hohem Niveau festgestellt (Muni QM: 9.22 Fr./kg SG). Schlachtkühe wurden durch das knappe Angebot aufgrund des sinkenden Viehbestands konstant hoch gehandelt. Dies wird besonders im langfristigen Vergleich ersichtlich (2015/17 vs. 2000/02). Die Preise für Schlachtschweine QM sind 2017 gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken (3.75 Fr./kg SG). Langfristig liegt das aktuelle Niveau deutlich unter den Preisen zur Jahrtausendwende.

Die Eierpreise waren über die letzten Jahre relativ konstant, u. a. wegen der Produktionsplanung und dem Mengenmanagement im Rahmen der in diesem Markt vorherrschenden vertikalen Integration. Zwischen 2002/04 und 2015/17 waren die Preise 2002/04 insgesamt leicht höher (unter anderem erklärbar mit der höheren Abdeckung bei der Sammelstellenerhebung).

Beim Inlandgetreide wurden im Jahr 2017 gegenüber 2016 für Brotweizen leicht tiefere Preise beobachtet. Die Gründe für die Preisstabilität waren die von der Branche gegenüber dem Vorjahr unverändert fortgeschriebenen Richtpreise und die Wirkung des Zollkontingents. Die inländischen Preise für Futtergetreide waren gegenüber Vorjahr tendenziell nur leicht höher mit Ausnahme des Körnermais, welcher praktisch unverändert blieb. Bei Produkten bei denen Grenzabgaben erhoben wurden, sorgte das Schwellenpreissystems für stabile Schweizer Preise. Die Preise für Bio-Getreide entwickelten sich analog den konventionellen Preisen.

Bei den Hackfrüchten hatten die Witterungsverhältnisse einen grossen Einfluss auf die Produzentenpreise. So waren die Kartoffelpreise im Jahr 2017 deutlich tiefer als im wetterbedingt schwierigen Vorjahr, da die Pflanzung und Ernte bei den meisten Kartoffeln unter sehr guten Bedingungen erfolgte.

Die Preise der beobachteten Obst-Arten haben sich im Vergleich zum Vorjahr bei Äpfeln stark erhöht (Golden: +35 %, Braeburn: +43 %) was auf die Ernteschäden aufgrund des Aprilfrosts zurückzuführen ist. Bei den anderen Obstarten gab es Preisanstiege zwischen 1,7 und 5,6 %. Aprikosen und Kirschen, bei denen ebenfalls starke Ernteeinbussen aufgrund des Frosts zu verzeichnen waren, hatten hierbei die grössten Preisanstiege.

Bei konventionell produziertem Gemüse haben sich die Richtpreise franko Grossverteiler im Vergleich zu 2016 uneinheitlich entwickelt. Beispielsweise stieg der Karottenpreis im Jahresdurchschnitt um 8,4 % an, während der Jahrespreis für Tomaten (rund) auf unverändertem Niveau blieb. Es fällt auf, dass der Zwiebelpreis mit 0.59 Fr./kg deutlich tiefer ist als in den Vorjahren. Dies ist auf die hohen Erntemengen im Spätsommer zurückzuführen. Im langfristigen Vergleich der Preise 2015/17 mit 2000/02 zeigt sich, dass Zwiebeln unter den betrachteten Gemüsearten die einzige ist, die einen deutlichen Preisrückgang um 31,7 % hatte. Knollensellerie und Kopfsalat, die auch tiefere Preise zu verzeichnen hatten als im Vorjahr (rund -8 % bei beiden), hatten hingegen im langfristigen Vergleich 2015/17 um 49,9 % bzw. 10,1 % höhere Preise als 2000/02.

Preise im Liefer- und Abholgrosshandel

Der Liefer- und Abholgrosshandel ermöglicht Gastronomen und Privatverbrauchern mit Einkaufskarte den Zugang zu einem breiten Sortiment an Lebensmitteln in meist grösseren Abpackeinheiten. Seit 2013 werden deshalb die Preise auf Stufe Liefer- und Abholgrosshandel beobachtet.

Bei den Milchprodukten werden vorwiegend standardisierte UHT-Vollmilch (1.14 Fr./l), Vollrahm (5.33 Fr./l), Joghurt (3.59 Fr./l), Mozzarella (7.43 Fr./kg) und Kochbutter (11.62 Fr./ kg) abgesetzt. Gegenüber dem Vorjahr sind die Preise der beobachteten Produkte 2017 mehrheitlich gesunken.

Bei den Eiern war der Importanteil im Grosshandel im vergangenen Jahr mit knapp 50 % deutlich höher als im Detailhandel, primär bedingt durch den tieferen Preis. Der Anteil ist im Vergleich der Vorjahre aber gesunken (2016 lag der Anteil über 50 %). Gegenüber 2016 wurden Eier aus Bodenhaltung sowie gekochte Freilandeier insgesamt günstiger, ansonsten blieben die Preise relativ stabil. Der Bio-Anteil bei Schaleneiern blieb konstant und lag bei 1,2 %.

Konsumentenpreise

Die Konsumentenpreise für Milchprodukte (ohne Bio-Produkte) blieben 2017 im Vorjahresvergleich nahezu unverändert. Bei den Bio-Milchprodukten erhöhten sich die Preise leicht. Der langfristige Vergleich zwischen 2000/2002 und 2015/2017 ergibt wie bei den Produzentenpreisen auch bei den Konsumentenpreisen einen Abwärtstrend (ohne Bio-Produkte). Beim Käse gingen die Preise ebenfalls tendenziell zurück, beispielsweise beim Mozzarella (-37,1 %), was unter anderem auf die Liberalisierung des Käsemarktes zurückzuführen ist. Auch die Preise für Produkte aus der weissen Linie wie standardisierte UHT-Vollmilch 35 g (-18,1 %) gingen deutlich zurück.

Beim Fleisch wurden 2017 bei Rindfleisch abgesehen vom Plätzli leicht tiefere Preise als im Vorjahr beobachtet. Bei Kalb- und Lammfleisch sowie Poulet sind die Preise gestiegen. Beim Schwein wurden Koteletts günstiger, ansonsten sind die Preise gestiegen. Verarbeitete Fleischwaren blieben bis auf den Hinterschinken etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Im langfristigen Vergleich (2000/02 und 2015/17) sind die Preise gestiegen, ausser beim Schweinefleisch und einigen Verarbeitungsprodukten auf Schweinefleischbasis wie etwa Wienerli und Cervelat. Dabei ist anzumerken, dass neben dem Konsumtrend zu fettärmerem Fleisch auch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage beim Schweinefleisch einen grossen Einfluss auf den Preis hat (was sich im Schweinezyklus widerspiegelt).

Die Konsumentenpreise für Schweizer Eier haben sich 2017 unterschiedlich entwickelt: Importeier und frische Bodenhaltungseier wurden günstiger, Freilandeier wurden teurer. Langfristig sanken die Preise für frische Eier, während gekochte Eier (ausser Import) durchgehend merklich teurer geworden sind. Im Biosegment sind die Preise 2017 leicht gesunken, langfristig aber gestiegen.

Bei den Kartoffeln hängen die Preise vom Angebot und der Nachfrage ab. Die Durchschnittspreise für das Jahr 2017 waren geprägt von den geringen Lagermengen, die aus der kleinen Ernte des Vorjahres resultierten. Dementsprechend hoch waren die Preise für Kartoffeln bis die neue Ernte begann. Die Ernte 2017 erfolgte unter besten Wetterbedingungen, weshalb die Preise in der zweiten Hälfte des Jahres tiefer lagen als in der ersten. Über das gesamte Jahr gesehen waren die Preise jedoch mit Ausnahme von Bio-Frühkartoffeln (-0,8 %) höher als im Vorjahr.

Kristallzucker ist im Vergleich zwischen 2000/02 und 2015/17 deutlich günstiger geworden (-28,4 % mit 1.02 Fr./kg im Jahr 2017). Diese Entwicklung folgte damit dem Preiszerfall in der EU. Gegenüber dem Vorjahr hingegen blieb der Preis konstant.

Beim konventionell produzierten Obst in- und ausländischer Herkunft stiegen die Detailhandelspreise von Erdbeeren (+1,2 %) und insbesondere von Birnen (Conférence, +6 %). Die Preise von Äpfeln (Golden Delicious) und Zwetschgen blieben in diesem Zeitraum nahezu unverändert, wohingegen die Preise von Aprikosen und Kirschen sanken. Erdbeeren hingegen wurden zu niedrigeren Preisen angeboten. Betrachtet man eine längerdauernde Preisentwicklung, zeigt sich, dass die Preise von Äpfeln der Sorte Golden Delicious zwischen der Zeitperiode 2000/03 und 2014/17 gesunken sind (–7 %). Erdbeeren, Aprikosen, Kirschen und Zwetschgen wurden in diesem längerdauernden Preisvergleich deutlich teurer (zwischen 13,3 % bis zu 24,2 %).

Die Preise für konventionell produziertes Gemüse in- und ausländischer Herkunft haben sich im Vergleich zum Vorjahr unterschiedlich entwickelt. Während die Preise von Knollensellerie und Kopfsalat sanken und der Preis von Karotten mehr oder weniger konstant blieb, stiegen die Preise der anderen beobachteten Gemüsesorten. Langfristig haben sich die Preise des beobachteten Lagergemüses (Karotten, Zwiebeln und Knollensellerie) sowie von Tomaten und Blumenkohl von der Zeitperiode 2014/17 im Vergleich zu 2000/03 erhöht, wohingegen Kopfsalat und insbesondere Salatgurken über den gleichen Zeitraum günstiger wurden. Der Grossteil des beobachteten Bio-Gemüses hat sich in diesem Zeitraum verteuert, lediglich Salatgurken wurden günstiger.

 Cornel Herrmann, BLW, Fachbereich Marktanalysen, cornel.herrmann@blw.admin.ch

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